Eine Sprache lebt, wenn sie sich selbst erneuert, wenn sie sich ununterbrochen ihrer Umgebung, auch einer fiktiven, anpasst und bislang unbekannte Bezeichnungen für Begriffe schafft. Darin können wir von unseren Kindern und Jugendlichen lernen, denn im Erfinden herrlicher Sprachkonstruktionen sind sie einfach ungeschlagen. Genau wie die Autoren, die für diese Klientel schreiben.
Das Autorentrio Uli Führe, Hugo Rendler und Michael Summ beispielsweise hat in seinen großartig gelungenen drei Kindermusik-Hörspielen „Guggu – Die Abenteuer eines kleinen Trolls“ mit etlichen Wortschöpfungen gespielt. Die Drugga, der Strunzdummhoggendru begegnen uns da in den Namen der Trolle oder das Verb pubswalzern für eine nicht ganz stubenreine Art des kleinen Trolls, mit musikalischen Ausdrucksformen umzugehen. Die hohe Qualität der szenischen Texte ist es schon allein, die die neue Folge dieser Serie mit dem Titel Ina’s Geburtstag preisverdächtig macht. Hinzu kommen eine liebevoll akustische Ausstattung in der Regie von Michael Summ inklusive reichlich Vogelgezwitscher und schönen Raumperspektiven sowie eine exzellente schauspielerische Umsetzung. Klaus Spürkel führt als märchenhaft-gemütlicher Erzähler durch das groteske Abenteuer und tritt mit den Figuren selbst in Dialoge. Ach ja, wie gerne würde man doch dabei in die Trollhöhle krabbeln, sich einkuscheln und beim Zuhören ein bißchen schnarcheln. Der kleine Troll aber muss seine Nase überall reinstecken, will sagen reinspickeln, und entdeckt den neuen Hamster der kleinen Ina (hinreißend gesprochen von Luise Müller-Osterloh). Dummerweise schwärmen Trolle für Hamster-Ragout, so dass der Konflikt schon vorgeprägt ist. Lustige Songs wie das Lied vom Heimwerker Holler mit dem Refrain Holler, Hobel, Boller, Maler unterbrechen die Szenen.
Kritiken zu GUGGU
(Richtig gute Hörspiele:) Ein Lindenstraßen-Star im Hörspiel: Irene Fischer ist allerdings kaum wiederzuerkennen in Guggu – Die Abenteuer eines kleinen Trolls. Sie spricht Kerstin Kaltermann mit schriller Stimme. Blasiert, pikiert und echauffiert mäkelt sie an allem herum. Mit Kindern kann so eine nicht umgehen. Die siebenjährige Ina hat sie sich auch nicht als Freundin ausgesucht, sondern ihr Papa. Der ist nie da, weil er als Ingenieur in aller Welt unterwegs ist. Eine Mutter hat Ina nicht. Doch schnell findet das Mädchen einen Spielgefährten im neuen Haus: den Troll Guggu, der mit seiner Familie unter der Siedlung lebt. Besonders helle sind Trolle nicht, aber man kann Spaß mit ihnen haben! Und heilig ist ihnen auch nichts – nicht mal das Spiegelschränkchen im Badezimmer. Da muss sich der Erzähler nicht nur einmal einmischen, denn Trolle sind trollpatschig: „Guggu! Das sind Parfümfläschen!“ Klirr. „Das waren Parfümfläschchen.“
Viele Instrumente begleiten die Lieder, und es fließen ganz unterschiedliche Stilelemente ein, mal Chanson, mal Jazz oder Blues. Richtig lustig wird es, wenn zwei böse Buben erscheinen und mit dem Hip-Hop-Klischee spielen. Wie zwei Pausenhof-Gangsta rappen sie los: „ Habt ihr das gecheckt, ich will Respekt, voll korrekt!“ Aber auch Inas Traurigkeit nehmen die Autoren ernst; ihre Lieder zeigen, wie sehr sie Vater und Mutter vermisst. Gut, dass sie Guggu gefunden hat. Auch wenn er stinkt. „Ob zu sehen oder nimmer – riechen kann man Trolle immer.“ Hören auch. Immer wieder.
Inka Müller in: Bulletin Jugend & Literatur 5/2007
Guggu entspricht nicht den gewöhnlichen Mustern: Der kleine, dumme, stinkende Guggu ist kein Superheld und seine Geschichten kein atemberaubendes Abenteuer. Vielmehr geht es um Inas alltägliches Kinderleben in einer Mädchenfreundschaft, mit zu beschäftigten Eltern und zwischen ‚coolen‘ Jungs. Die stilistisch breit gefächerten Lieder haben Ohrwurmpotential und auch den kindlichen Sprechern ist es gelungen, die Dialoge natürlich, charmant und pointiert umzusetzen.
Badische Zeitung, 16. Juni 2007
Die beiden jüngst bei Fidula erschienenen KinderMusikHörspiele über GUGGU, einen der Kleintrolle, die vor 17.000 Jahren die Auswanderung aller Trolle nach Norden verschlafen haben und nun unter einer Stadtrandsiedlung hausen, sind ein köstlicher Spaß für kleine Zuhörer ab etwa 4 Jahren. Die humorigen Geschichten von Hugo Rendler hat Uli Führe in gewohnt gekonnter Weise verklanglicht. Kleineren Kindern wird es vor allem großen Spaß machen, dass die drolligen Trolle ihre Umgebung so unverkrampft und unverklemmt entdecken, wie Kinder eben. Trolle nehmen kein Blatt vor den Mund, da geht es deftig zu. Kein Wunder, dass sich die Trolle mit Kindern verstehen und Freundschaft schließen. Wegen der unterschiedlichen Lebensgewohnheiten muss es natürlich zu Konflikten vor allem mit der Welt der Erwachsenen kommen. „Alle Trolle stinken“ heißt es da z.B. in einem dem Kinderlied nachempfundenen Song. Die kuriosen Typen werden sowohl sprachlich durch die Regieführung von Michael Summ, als auch musikalisch durch humorv olle Instrumentierungen stimmig charakterisiert. Ob Erwachsene an all dem ebenso ihre Freude haben werden, wie die Kinder? Es wäre zu wünschen.
Bertram Schattel vom Musiktheaterarchiv, Kirchheim/Teck im April 2007